Gefährdung der Demokratie

Wer wie CDU-Chef Friedrich Merz über Menschen auf der Flucht spricht, „sollte sich schämen“, sagt Christian Streich. Der Trainer des SC Freiburg bezieht klar Position, sorgt sich um die Demokratie in Deutschland. Er wünscht sich, dass mehr Menschen sich gegen AfD & Co. zur Wehr setzen. Lesen Sie den Beitrag, ntv.de entnommen.

Streich äußert sich seit Jahren immer wieder zu Themen abseits des Fußballs.

Streich äußert sich seit Jahren immer wieder zu Themen abseits des Fußballs.© IMAGO/Jöran Steinsiek

In erster Linie mag Christian Streich Fußballtrainer sein. Doch der langjährige Coach des SC Freiburg hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erworben, weit über sportliche Themen hinauszudenken – und diese Gedanken öffentlich auch so zu äußern, dass sie auf viel Zuspruch treffen. Dieser Tage zeigt sich der 58-Jährige besorgt um den Zustand der Demokratie in Deutschland. Als Grund für diese Sorge nennt er den wachsenden Zuspruch für die AfD, aber auch das Verhalten von CDU-Chef Friedrich Merz.

Es geht gerade nicht in die richtige Richtung“, sagt Streich dem „Kicker“ in einem Doppel-Interview mit Frank Schmidt, seinem Trainerkollegen vom 1. FC Heidenheim. Beide sind bei ihren Klubs seit im besten Sinne gefühlten Ewigkeiten im Amt: Streich seit Anfang 2012, Schmidt gar seit 2007, als die Heidenheimer noch in der fünftklassigen Oberliga unterwegs waren.

Schmidt erklärt in dem Gespräch, dass es „ganz wichtig“ sei, „aufzustehen gegen jegliche Form von Diskriminierung, Rassismus oder Antisemitismus“. Streich wiederum hält es für unausweichlich, dass man „die Hetzer in diesem Land benennt“. Beispielhaft nennt er dabei die wiederkehrenden Vorfälle von diskriminierenden Äußerungen in Deutschlands Fußballstadien aufgrund etwa von Hautfarbe oder sexueller Orientierung.

Streich blickt auch auf die Wahlumfragen, die ein Erstarken der AfD in vielen Bundesländern widerspiegeln. Obwohl mittlerweile drei Landesverbände der Partei vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft sind und mit Björn Höcke einer der führenden Köpfe gerichtsfest als „Faschist“ benannt werden darf. „Wir müssen denen die Stirn bieten. Und zwar rigoros. Denn es geht überall auf der Welt in eine bedrohliche Richtung.“ Hoffnung scheint dem Freiburger Trainer dabei zu machen, dass „70 Prozent“ nicht für die rechte Partei stimmen würden. Diese Mehrheit fordert er indirekt zum Handeln auf.

Streich blickt auch auf die Wahlumfragen, die ein Erstarken der AfD in vielen Bundesländern widerspiegeln. Obwohl mittlerweile drei Landesverbände der Partei vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft sind und mit Björn Höcke einer der führenden Köpfe gerichtsfest als „Faschist“ benannt werden darf.

„Wir müssen denen die Stirn bieten. Und zwar rigoros. Denn es geht überall auf der Welt in eine bedrohliche Richtung.“ Hoffnung scheint dem Freiburger Trainer dabei zu machen, dass „70 Prozent“ nicht für die rechte Partei stimmen würden. Diese Mehrheit fordert er indirekt zum Handeln auf.

Streich kritisiert aber auch diejenigen, die sich als gesellschaftliche Mitte verstehen und den Erzählungen von rechts Vorschub leiten. „Ein Problem ist, wenn aus der sogenannten politischen Mitte Geschichten erzählt werden, dass Menschen, die auf der Flucht sind, denen es schrecklich geht, unsere Zahnärzte überlasten.“

CDU-Chef Friedrich Merz hatte eben jenes vor rund drei Monaten behauptet: „Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“ Dafür war der Oppositionsführer harsch kritisiert worden, ein Faktencheck der ARD bezeichnete die Aussage als unhaltbar.

Streich hält Wortmeldungen wie die von Merz für „hochgefährlich“, auch wenn er dessen Namen nicht explizit nennt. „Diese Leute, die so was aussprechen, die sollten sich schämen.“

 Anmerkungen

Der frühere Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle hat vor einer Erosion von Demokratie und Rechtsstaat infolge eines weiteren Erstarkens der AfD bei den Landtagswahlen im Osten im Jahr 2024 gewarnt. Zu Recht, denn die AfD als starke Fraktion in Ostdeutschland kann in der Zusammenarbeit mit CDU und/oder FDP in einem oder mehreren Landtagen den bisherigen Umgang miteinander beenden. Am ergebnisorientierten Streit um der Sache willen und an einer  notwendigen inhaltliche Auseinandersetzung im Interesse der Bevölkerung ist die AfD nämlich überhaupt nicht interessiert. Diese  Partei will stattdessen den demokratischen Rechtsstaat zerstören und durch eine Diktatur ersetzen.

Diese antidemokratische, rechtsextreme Partei muss bei den Landtagswahlen 2024 für ihre inhaltslose, verräterische und destruktive Politik abgestraft werden. Die möglichen Wähler dieser Partei schaden sich am meisten selbst, weil sie für die AfD nur einen Nutzen haben: Sie sind Stimmvieh und merken das nicht einmal. Diejenigen jedoch, die diese Partei dennoch wegen ihrer politischen Ausrichtung wählen, sind keine Protestwähler, sondern sind ebenfalls rechtsextrem und gefähliche Antidemokraten.

Kein vernünftiger Wähler kann eine Partei wie die AfD wählen, die alle sozialen und kulturellen Errungenschaften in Deutschland vernichten will. Für diejenigen, die unbelehrbar sind, gilt der Satz: Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.

Ich wünsche mir, dass dem Trainer vom SC Freiburg, Christian Streich, viele andere in anderen Vereinen folgen und sich vergleichbar äußern. Es genügt nämlich nicht, sich für Minderheiten einzusetzen und zu vergessen, dass ein solcher Einsatz nur in einem demokratischen Rechtsstaat möglich ist.

Als langjähriges Mitglied des FC St.Pauli fordere ich deswegen den Präsidenten meines Vereins auf,, sich ebenfalls klar und eindeutig gegen die AfD öffentlich zu positionieren.

Rolf Aschenbeck

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