Geldvermögen

Es ist eine Binsenwahrheit, dass es auf die Verteilung des Vermögens ankommt und nicht auf den Durchschnitt einschließlich der Vermögenselite. Dennoch wird, wie jetzt in der FAZ, der Eindruck erweckt, das von der vermeintlich rasanten Zunahme des Geldvermögens alle Privathaushalte profitieren. Welch ein Irrtum.

Privates Geldvermögen der Deutschen wächst rasant

Dank Rekordbeschäftigung und steigender Einkommen können die Menschen in Deutschland immer mehr Geld investieren. Das private Geldvermögen wächst schnell – und ist nun so groß wie noch nie.
Die Geldvermögen der Menschen in Deutschland sind zu Jahresbeginn rasant auf ein neues Rekordniveau gestiegen. „Im ersten Quartal 2015 hat das Geldvermögen der privaten Haushalte gegenüber dem Vorquartal außergewöhnlich kräftig um knapp 140 Milliarden Euro oder 2,8 Prozent zugenommen und ist damit auf 5212 Milliarden Euro gestiegen“, teilte die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mit.

Allein durch Transaktionen stieg das Vermögen in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen um knapp 53 Milliarden Euro. Dank des robusten Arbeitsmarkts und steigender Einkommen legten viele Menschen mehr auf die hohe Kante.

 

Quelle: FAZAnmerkung JB: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das „rasante“ Anwachsen der Geldvermögen etwas mit einem „robusten Arbeitsmarkt“ und „steigenden Einkommen“ zu tun haben könnte. Folgende Grafik aus meinem Buch „Wem gehört Deutschland?“ zeigt, wie das Geldvermögen in Deutschland verteilt ist:

 

Die vermeldeten Wachstumsraten lassen sich nur dann realisieren, wenn die Vermögen der „Reichen“ und „Superreichen“ kräftig ansteigen. Ein „robuster Arbeitsmarkt“ könnte– wenn überhaupt – vor allem dann eine Auswirkung auf die Geldvermögen der unteren Hälfte der Haushalte haben, wenn sie bereits über nennenswertes Geldvermögen verfügen. Doch bei diesen Haushalten sind die Geldvermögen ohnehin so gering, dass selbst eine theoretische Verdoppelung der Vermögen kaum Auswirkungen auf die Höhe des gesamten Geldvermögens hätte. Ob das von der Bundesbank vermeldete Wachstum wirklich „rasant“ ist, wie die FAZ es nennt, gilt daher für die meisten Haushalte nicht.

Obszöne Spaltung

Im Schnitt stieg das Geldvermögen – und damit vor allem das Vermögen des obersten Prozents – in den letzten beiden Jahrzehnten um mehr als 4% pro Jahr. 2,8% sind da schon ein schlechtes Jahr. Das könnte wiederum – so komisch es klingen mag – in der Tat etwas mit der vergleichsweise soliden Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu tun haben. Niedrige Löhne sind nämlich immer ein Garant für steigende Vermögen in der Spitze.

 

Anmerkung: Wenn ein Milliardär wie Kühne mit schweizer Wohnsitz sein Vermögen leistungslos pro Jahr um rund 1 Mrd Euro  vergrößern kann, ist das nicht nur rasant, sondern vorrangig obszön. Dennoch wird er hofiert, obwohl er lediglich Leistungsempfänger ist. Er gehört im Gegensatz zu einem ehrenwerten Kaufmann wie Michael Otto zu der Spezies, denen das Gemeinwohl fremd ist.

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