Amazon: Kampf um Interessenvertretung

Im US-Bundesstaat Alabama wollen Amazon-Beschäftigte sich erstmals gewerkschaftlich organisieren, um gemeinsam ihre Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern. Der Konzern versucht, das zu verhindern. Er fürchtet zu Recht, dass sich eine solche gewerkschaftliche Organisation ausbreiten wird. Lesen Sie den gekürzten und redaktionell geänderten Beitrag  von Jörg Wimalasena, ZeitOnline entnommen.

Gerade einmal neun Monate ist es her, dass Jennifer Bates voller Vorfreude ihren neuen Job als Lagerarbeiterin antrat. In Bessemer im US-Bundesstaat Alabama hatte der Versandriese Amazon im März ein neues Verteilzentrum eröffnet – ein Segen für den armen Vorort der Industriestadt Birmingham. Während anderswo Arbeitnehmer durch die Corona-Krise ihren Job verloren, lockte Amazon mit vergleichsweise hohen Einstiegslöhnen und Zusatzleistungen. Mehr als 5.800 Mitarbeiter stellte der Konzern im Großraum Birmingham ein, die meisten davon Schwarze wie Jennifer Bates. „Ich war richtig aufgeregt“, erzählt die Frau im fliederfarbenen Regencape. „Ich wollte dabei mithelfen, dass die Menschen in der Pandemie zumindest pünktlich ihre Pakete bekommen.“ Doch die Freude währt nur kurz.

Unzumutbare Arbeitsbedingungen

Bates erzählt von schlechten Arbeitsbedingungen und einem Arbeitgeber, der auf die Anliegen seiner Beschäftigten kaum eingeht. Schon die erste Woche sei hart gewesen, erinnert sie sich. Vier Etagen sei das Lagerhaus hoch. Ständig müsse man hoch und runterlaufen, Pakete öffnen, Waren abladen und Produkte scannen. „Ich habe Leute gesehen, die humpelnd von ihrer Schicht kommen, weil ihre Füße wehtun“, sagt Bates. Einige müssten Kniestützen tragen. Die Mitarbeiter hätten sich beschwert und unter anderem nach mehr Pausen verlangt. „Aber sie haben uns ignoriert“, sagt Bates.