Kriegsbegeisterung und Straßenumbenennungen: Der Orwell’sche Klassiker dockt plötzlich an manchen Stellen im deutschen Alltag an. So beginnt Matthias Iken, stellv. Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, seinen Artikel über Minderheiten mit totalitären Ansätzen, die keine anderen Meinungen dulden.
Hamburg. 1948, vor 75 Jahren, schrieb George Orwell einen großen Roman. Der britische Autor verpackte seine Warnung vor Faschismus und Stalinismus in eine düstere Erzählung namens „1984“. Aufgrund des Zahlendrehers im Titel machte der Roman Anfang der 80er schon einmal Karriere. Ich habe ihn nun nach 1984 wieder gelesen, er wirkte seltsam aktuell.
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Der von Matthias Iken benannte Zeitgeist, der von einer eltären Minderheit bestimmt wird, führt zur Meinungsdiktatur ohne Berücksichtigung der Wahrheit. Wahrheit ist dann nicht mehr nur unbequem, sie ist unerwünscht mit der Folge, dass die sie vertretenden Personen ebenfalls unerwünscht sind und Diskriminierung, Ausgrenzung, Ächtung und Vernichtung die Folgen sind. Wenn unterschiedliche Meinungen und Mehrdeutigkeiten geradegebogen oder verhindert werden, wenn also die gewonnen hätten, die die Deutungshoheit am lautesten für sich beanspruchen, dann sind wir nicht nur in einer Meinungddiktatur. Der Zeitgeist wird dann kritiklos zu Lasten der Vielfalt zelebriert werden können.
Dringend benötigt wird stattdessen der kritische Blick gegenüber gesellschaftlichen Gruppen, die als Minderheiten den Zeitgeist mit ihren Positionen gegen die Mehrheit dominieren wollen.
Antrag Kapitänsbinde
Ich selbst habe die Dominanz einer Minderheit erlebt, als ich für die Mitgliederversammlung der FC St.Pauli am 17.Dezember 2022 den Antrag1 gestellt hatte, die regenbogenfarbene Kapitänsbinde durch die satzungsgemäße braun-weisse Vereinsfarbe zu ersetzen. Ich kam nicht dazu, meinen Antrag zu begründen und z.B. klarzustellen, dass mit diesem Antrag niemand diskriminert wird. Wie auch. Ich bin nur rudimentär zu Wort gekommen. Stattdessen bin ich von einem monolithischen Block von rund 350 Personen, 1% der 35.000 Mitglieder, mit tatkräftiger Hilfe der Tagungsleitung lautstark und beleidigend daran gehindert worden, meine Position zu erläutern. So z.B. mit dem Hinweis auf andere Minderheiten als die LGBTQ-Minderheit wie z.B. die Schwerbehinderten, die schon seit Jahren bis hin zur existentiellen Bedrohung diskriminiert werden.
LGBTQ-Minderheit
Als ich darauf hinwies, dass ich von Nutzern der sogenannten sozialen Medien als feindliches Arschloch beschimpft worden bin, das sich verpissen soll, war die Reaktion dieser LGBTQ dominierten 350 Mitglieder Kopfnicken und lautstarke Zustimmung. Meine Frage, ob denn auch zugestimmt wird, wenn ich mich nicht verpisse und deswegen verfolgt und geschlagen werde, blieb immerhin ohne Reaktion. Die könnte aber noch kommen.
Es hat sich auf dieser Mitgliederversammlung herausgestellt, dass eine LGBTQ-Minderheit mit ihrer eigenen Meinung nicht nur die Mehrheitsmeinung dominieren will, sie will überhaupt keine andere Meinung dulden. Das ist ein totalitärer Ansatz und verfassungswidrig. Die Führung des Vereins hat sich diesem Ansatz nicht entgegengestellt, sondern ihn mit der Person der Tagungsleitung sogar aktiv gefördert.
Statt die Spieler zu instrumentalisieren, täte der Verein gut daran, sich nicht den Zeitgeist zu eigen zu machen, sondern Flagge zu zeigen gegen den sich ausbreitenden Antisemitismus und Rassismus. Antisemitismus ist eine besonders widerwärtige Abart des Rassismus. Es wäre daher notwendig, und erst dann kann man die Vereinsführung mit der bisher nur propagierten Haltung gegen Rassismus ernstnehmen, wenn statt der regenbogenfarbenen Flagge die jüdische Flagge gehisst wird.
Mein Redebeitrag wird noch gesondert in dieser Website erscheinen. Sie werden dann selbst beurteilen können, ob mein Antrag, die regenbogenfarbene durch die braun-weisse Vereinsfarbe zu ersetzen, diskriminierend ist. Und noch etwas: Ich bin seit knapp 40 Jahren Vereinsmitglied, und ich denke nicht daran, mich zu verpissen!
Rolf Aschenbeck
1Das Hamburger Abendblatt(HA) hat meinen Antrag „skurril“ genannt. Inzwischen wird die Redaktion wohl eine andere Bewertung haben.